Fast 60 Prozent mehr Baugenehmigungen – Hoffnungsschimmer für die Baubranche

24.11.2025

Die aktuelle Statistik des Bundesamts für Bauwesen sorgt für vorsichtigen Optimismus: Im September wurden 24.400 Wohnungen genehmigt – ein Plus von 59,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Doch trotz dieses starken Anstiegs bleibt die Branche zurückhaltend.

Ein Grund für den hohen Zuwachs ist der extrem niedrige Vergleichswert: Im September 2024 wurden lediglich 15.300 Wohnungen genehmigt, der niedrigste Monatswert seit Anfang 2012. Entsprechend verhalten fällt die Reaktion der Bauwirtschaft aus. Zwar stabilisiere sich die Lage, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). „Allerdings liegt das Niveau weiterhin deutlich unter dem, was wir brauchen.“

Besonders starke Zuwächse bei Mehrfamilienhäusern

Auch der Immobilienverband Deutschland (IVD) mahnt zur Vorsicht. Genehmigt sei nicht gleich gebaut, betont Präsident Dirk Wohltorf. Deutschland befinde sich weiterhin in einer Phase historisch niedriger Fertigstellungszahlen. Damit der Wohnungsbau wieder an Fahrt aufnimmt, müsse der sogenannte „Bau-Turbo“ endlich in die Umsetzung kommen – und bürokratische Hürden abbauen.

Bundesbauministerin Verena Hubertz sieht dennoch positive Signale. „Das zeigt deutlich, dass es nun endlich aufwärtsgeht“, so die SPD-Politikerin. Auch Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, erkennt eine leichte Erholung – der Weg zu einer Entspannung am Wohnungsmarkt sei jedoch noch weit. Vor allem im sozialen Wohnungsbau müsse der Bund deutlich mehr tun, um der Mietkrise entgegenzuwirken.

Entwicklung der ersten neun Monate

Von Januar bis September wurden bundesweit 175.600 Wohnungen genehmigt – ein Plus von 11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders stark legten die Genehmigungen für neue Einfamilienhäuser zu (+17,4 Prozent). Bei Zweifamilienhäusern gab es hingegen einen leichten Rückgang. Die wichtigste Gebäudeart, die Mehrfamilienhäuser, verzeichnete mit 93.100 genehmigten Wohnungen ein Plus von 13 Prozent. „Erfreulich ist vor allem der zweistellige Anstieg bei den Mehrfamilienhäusern“, sagte Ökonom de la Rubia. Sie seien am besten geeignet, die Wohnungsnot zu lindern.

Stimmung bleibt eingetrübt

Trotz der steigenden Genehmigungszahlen bleibt das Geschäftsklima schwierig. Das ifo-Barometer für den Wohnungsbau sank im Oktober leicht von minus 22,0 auf minus 23,0 Punkte. Die Unternehmen sind weniger zufrieden mit der aktuellen Lage und blicken skeptischer in die Zukunft. Der Anteil der Firmen, die über zu wenige Aufträge klagen, sank zwar auf 44,4 Prozent – den niedrigsten Wert seit zwei Jahren –, bleibt aber weiterhin auf hohem Niveau.

„Der Weg aus dem Tal ist noch lang“, resümiert ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Die Herausforderungen für die Branche bleiben groß.

Quelle: der Spiegel

Philip Krauss

Immobilienexperte aus Stuttgart