Tiefstand bei neuen Wohnungen - Regierung will Turbo zünden

Tiefstand beim Wohnungsbau – Regierung will Turbo zünden
Wohnungsnot verschärft sich – Politik unter Druck
Der Wohnungsbau in Deutschland steckt in einer tiefen Krise. Im Jahr 2024 wurden nur noch 251.900 neue Wohnungen fertiggestellt – das sind rund 42.500 weniger als im Vorjahr, ein Rückgang um über 14 Prozent. Es ist der niedrigste Wert seit 2015, wie das Statistische Bundesamt meldet.
Gründe für den Einbruch sind vor allem gestiegene Zinsen und hohe Baukosten. Immer mehr Bauherren geben ihre Projekte auf, Investoren zögern, weil sich Neubauten finanziell kaum noch lohnen. In der Folge fehlt in vielen Städten dringend benötigter Wohnraum. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht von einem Mangel von über 500.000 Wohnungen.
Besonders betroffen sind Ein- und Zweifamilienhäuser – typischerweise von Privatpersonen gebaut. Hier gab es laut Statistik den deutlichsten Rückgang.
Neue Bauministerin kündigt „Wohnungsbau-Turbo“ an
Verena Hubertz (SPD), die neue Bundesbauministerin, will jetzt gegensteuern. „In Deutschland wird zu wenig und zu langsam gebaut“, kritisiert sie. Ihre Pläne: schnellere Genehmigungen, mehr Bauland, einfachere Förderungen, steuerliche Anreize und der Einsatz moderner Bauweisen.
Ihr Ziel: „Die Bagger müssen wieder rollen – und zwar zu bezahlbaren Preisen.“
Wohnungsbau bleibt ein Härtetest für die Politik
Schon die Vorgängerregierung scheiterte am Wohnungsbauziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Tatsächlich pendelte die Zahl zuletzt bei etwa 294.000 – nun der Absturz.
Der Rückgang bei den Baugenehmigungen ist besonders alarmierend: 2024 wurden nur 215.300 Neubauten genehmigt, knapp 17 Prozent weniger als im Vorjahr – und der niedrigste Stand seit 2010. Der sogenannte Bauüberhang (genehmigte, aber noch nicht gebaute Wohnungen) schrumpfte auf rund 759.700.
Zudem dauert es immer länger, bis Wohnungen fertig werden: Durchschnittlich 26 Monate vom Bauantrag bis zur Fertigstellung – sechs Monate mehr als noch 2020. Viele Projekte verfallen ungenutzt – 29.000 Baugenehmigungen liefen 2024 ab, weil zu spät gebaut wurde.
Verbände und Gewerkschaften fordern Tempo
Der Zentralverband der Immobilienwirtschaft (ZIA) verlangt einfachere Baustandards und weniger Bürokratie. Die Gewerkschaft IG BAU drängt: „Der Neubau-Turbo muss jetzt starten – nicht erst morgen.“
Auch die Baubranche bleibt skeptisch. Zwar steigt das Neugeschäft bei Immobilienkrediten – ein möglicher Hoffnungsschimmer. Doch der Präsident des Bauindustrieverbands HDB, Peter Hübner, warnt: „Die Zahlen sind weiterhin katastrophal.“
Der Zentralverband des Baugewerbes (ZDB) rechnet für 2025 sogar mit nur 230.000 neuen Wohnungen – und frühestens 2026 mit einer Trendwende, sofern die Genehmigungen wieder anziehen.
Fazit: Die Bundesregierung steht unter großem Druck. Der Wohnungsbau muss dringend beschleunigt werden, um die Wohnungskrise in den Griff zu bekommen. Doch schnelle Lösungen sind nicht in Sicht – der Weg aus der Baukrise wird lang und steinig.
